„Klimakrise ohne Landwirte nicht lösbar“

„Klimakrise ohne Landwirte nicht lösbar“

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Lesezeit: 8 min.

Andreas, welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf unser Wetter? Was haben wir in den nächsten Jahren zu erwarten?

Andreas: Der Treibhauseffekt schwächt den globalen Jetstream, was zu schwächeren Winden führt und den Gegensatz zwischen polarer Kaltluft und Warmluft abbaut. Dadurch entstehen größere und trägere Hoch- und Tiefdruckgebiete und mit ihnen sogenannte blockierende Wetter­lagen, die sich bei uns vor allem im Sommer durch wochenlange Hitzewellen, Trockenheit und Starkniederschläge äußern können. Wir müssen uns demnächst auf einige Jahre mit wochenlangen, ex­trem heißen Sommern einstellen. Es gibt häufiger Spätfröste, die Vegetation startet früher und die „Schlagwettergefahr“ mit Hagel­unwettern und Starkregen häuft sich.

„Jeder Einzelne hat die Macht, gegen den Klimawandel zu kämpfen. Besonders Landwirte können mehr als andere tun: Sie besitzen die notwendigen Flächen für die Klimawende – sei es für Nahrungs- oder Energieproduktion.“

Warum sind stabile Wetterlagen ein Problem?

Andreas: Ich sehe vor allem die Trockenheit als Problem, denn Pflanzen brauchen Wärme und Wasser zum Gedeihen. War unsere Landwirtschaft früher kältelimitiert, so ist sie heute zunehmend wasser­limitiert: Der Landwirtschaft und dem Wald fehlt immer öfter Wasser – das ist neu und anders, als es früher war. Kurz gesagt: Den Sommer wie damals gibt es nicht mehr. Die gebietsweisen Niederschlagsmengen werden ungefähr gleich hoch bleiben, aber nicht mehr so gleichmäßig fallen, mit längeren Trockenperioden dazwischen. Die Niederschläge verdunsten durch Bodenverdichtung und Bodenverlust schneller. Wichtig wird also sein, wie Wasser gespeichert bzw. im Boden gehalten werden kann, etwa durch boden­schonende Bearbeitung und Humusaufbau. Außerdem müssen wir endlich aufhören, weiter Böden zu versiegeln. Und wir werden zukünftig mit Wasser anders umgehen müssen, z. B. durch Bewässerung in der Nacht oder Tröpfchenbewässerung. Es lohnt sich, einen Blick über den Tellerrand zu machen. Zum Beispiel in den Südtiroler Vinschgau. Dort geht man traditionell ganz anders mit dem knappen Gut Wasser um.

Klimawandel in der Landwirtschaft
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Wie könnte eine Lösung im Kampf gegen die Klimakrise aussehen?

Andreas: Wir können die Klimakrise ohne die Landwirte nicht lösen – Elektroauto ­fahren allein wird nicht genügen. Ein Lösungsansatz ist so einfach, dass kaum jemand an ihn denkt: weg vom extremen Fleischkonsum. Wenn jeder Konsument statt täglich nur mehr zwei- bis dreimal pro Woche Fleisch essen würde, würde das einen großen Unterschied machen. In Österreich produzieren wir besonders viel Schweinefleisch, für das wir Futtermittel von der Ukraine und Brasilien zukaufen, um das Fleisch dann wieder zu exportieren. Das läuft völlig verkehrt. Eine weniger intensive Tierhaltung würde mehr Lebensqualität für uns und auch für die Tiere bedeuten. Jeder Einzelne hat die Macht, gegen den Klimawandel zu kämpfen. Besonders Landwirte können mehr als andere tun: Sie besitzen die notwendigen Flächen für die Klimawende – sei es für Nahrungs- oder Energieproduktion.

„Ich glaube, dieses Jahrzehnt wird entscheidend.“

Stichwort erneuerbare Energie: Wie ­können Landwirte ihren Betrieb zukunftsfit machen?

Andreas: In meiner Tätigkeit als Autor und Moderator lerne ich immer wieder spannende landwirtschaftliche Projekte kennen, z. B. intelligente Agri-Photovoltaik. Wie etwa einen steirischen Obstbauern, unter dessen lichtdurchlässigen, hagelsicheren Paneelen die Apfelbäume wachsen, oder einen Hühnerbauern, der Photovoltaik als Sonnenschutz für seine Hühner einsetzt. Diese Kombination bedeutet zwar eine hohe Investition, aber die Sonne wird immer scheinen, da geht es nur mehr darum, dass der Strom wieder leistbarer und die Technik klug eingesetzt wird, nicht nur um der Erneuerbarkeit willen. Also ohne überstürzte Schnellschüsse bei Flächenwidmungen – weil Nahrungsmittel müssen wir ja auch noch produzieren. Ein Weg, um Photovoltaik für Landwirte auch finanziell interessanter zu machen, wären Gemeinschaften für erneuerbare Energieerzeugung. Das ist ja erst seit einem Jahr möglich, jetzt geht es darum, die dafür benötigte Infrastruktur zu schaffen. Ich glaube, dieses Jahrzehnt wird entscheidend – es geht um viel mehr als nur das eigene Geschäft, sondern um nichts weniger als die Zukunft unserer Kinder und Enkel.

Von Roman Braun // Maschinenring Oberösterreich

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