Jungbauer Philipp macht den Hof

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Lesezeit: 8 min.

Nicht der Hoferbe und doch der Hofübernehmer: Philipp Leitenmüller kam als Betriebshelfer des Maschinenring auf den Hof von Familie Rein. Heute werkt er auf dem Bauernhof mit angeschlossener Käserei nahe Lembach im Mühlviertel als künftiger Bauer.

Es waren sicher an die 30 Betriebe, wo ich bereits ausgeholfen habe“, erklärt Philipp Leitenmüller lachend. „Inzwischen bin ich hauptsächlich am Hof bei Josef und Helga, betreue aber noch andere Betriebe mit, wenn irgendwo kurzfristig Not am Mann ist.“ Philipp ist ein Quereinsteiger. Er hat die Lehre als Tischlereitechniker mit Schwerpunkt Produktion abgeschlossen und dann aus Neigung eine Ausbildung zur Wirtschafts- und Agrar Fachkraft beim Maschinenring Rohrbach absolviert. Josef und Helga Rein haben vier Kinder. Doch keines fühlte sich so richtig zur Landwirtschaft berufen. Sohn Clemens, der den Hof übernehmen sollte, und Philipp Leitenmüller kennen sich, seit sie gemeinsam die Tischlerlehre gemacht haben. Als Philipp 2019 zuerst „schnuppern“ und später als fixe Arbeitskraft auf den Hof kam, meinte Clemens zu seinen Eltern: „Der Philipp wäre der ideale Hofübernehmer.“

Gemeinsam arbeiten und leben

Über die Jahre ist man am Hof zusammengewachsen. Philipp lebt mit Leib und Seele für die Landwirtschaft. Er ist mit Freundin Stefanie auf den Hof, der sich der Milchviehwirtschaft verschrieben hat, übersiedelt. Helga Rein ist inzwischen in Pension, ihr Mann Josef möchte sich in den nächsten Jahren zur Ruhe setzen. Philipp soll dann den Hof weiterführen. Er arbeitet derzeit halbtags beim MR als Betriebshelfer, im Winterdienst und die restliche Zeit am Hof. Berta Eckerstorfer, Agrar-/Mitgliederbetreuerin im Maschinenring Granitland, vermittelt Philipp zu den Betriebshilfeeinsätzen und lobt ihren Schützling: „Was ihn auszeichnet, sind die guten Umgangsformen mit Tier und Mensch. Es sind doch oft schwierige Situationen bei einem Betriebshilfeeinsatz, auch menschlich gesehen. Philipp meistert sie immer gut.“

Solide Ausbildung beim MR

„Die Ausbildung zur Wirtschafts- und Agrar Fachkraft hat mir beruflich sehr weitergeholfen“, meint Philipp. „Nur sollte man diese fast vor einer Lehre machen können. Man lernt so viele verschiedene Berufszweige kennen und kann sich so orientieren, was man später machen möchte. Auch die Persönlichkeitsentwicklung im Kurs ist gut und wichtig.“ Richtig getaugt hat ihm die Forstausbildung im Waldcampus Traunkirchen. In der kalten Jahreszeit drückte Philipp die Schulbank, im Sommer war er auf Praxiseinsatz beim MR. Neben Servicebaustellen waren Rasenneubaustellen waren Rasenneuanlagen ein großes Thema, weil die Engerlinge damals alles kahl gefressen haben. Philipp wusste bald, dass seine Liebe dem Agrarbereich gehört. „Mich zeichnet die Liebe zu den Tieren und der Natur aus“, erzählt der Junglandwirt. „Und Stallarbeit macht mir einfach Freude.“ Inzwischen hat er sein Wissen mit der Prüfung zum landwirtschaftlichen Facharbeiter erweitert, einen Besamungskurs und einen Kurs für Klauenpflege absolviert.

„Die Ausbildung zur Wirtschafts- und Agrar Fachkraft hat mir beruflich sehr weitergeholfen!“

meint Philipp.

Käse ist nicht gleich Käse

Am Hof erlernt Philipp Leitenmüller auch die Produktion und die Pflege von Käse. Im hauseigenen Hofladen werden Bergkäse, Schnittkäse und Weichkäse, Topfen und Butter aus eigener Produktion angeboten. „Wir produzieren sieben bis zehn Tage pro Monat mit nicht pasteurisierter Bio-Heumilch unserer Kühe“, erklärt Philipp. Käse sei „eine eigene Wissenschaft“. „Man gibt der Milch Milchsäurebakterien bei und Lab, damit die Milch gerinnt. Anschließend schneidet man den Bruch und schöpft diesen in große Formen. Der Käse wird unter Molke geknetet. Er wird in den Käsereifen gepresst und dem Reifeprozess zugeführt.“ Ein Käselaib kann 15 bis 18 Kilogramm schwer sein. Ein Drittel der Milch vom Hof wird verkäst, die restliche Milch an die Bergland Molkerei für ein Heumilchprojekt geliefert. Familie Rein verkauft im eigenen Laden, aber auch an einen Food- Cop-Laden, Wirtshäuser, Jausenstationen oder die „Bauernecke“ im Lagerhaus. „Josef hat mir alles beigebracht, er ist der absolute Profi“, lobt Philipp seinen Lehrherrn. Medaillen und Auszeichnungen wie das „Kasermandl“ der Messe Wieselburg liefern den Beweis.

Futterqualität als wichtige Grundlage

„Unser Heu bleibt nicht länger als zwei Tage nach dem Schnitt auf der Wiese liegen“, erklärt Philipp. „Dadurch erhält es die Nährstoffe.“ Kühe sind bekanntlich auch Feinschmecker. Von April bis Oktober schmausen sie auf der Weide. Zwei Heulüfter sorgen für ausreichend Sauerstoff in den drei großen Heuboxen, in denen das Winterfutter gelagert und mittels Heukran entnommen wird. „Wir haben keine Ackerflächen, sondern Grünlandbewirtschaftung mit entsprechend freien Flächen zur Heumahd“, so Philipp. „Die Außenwirtschaft habe ich zum größten Teil übernommen, auch die Stallarbeit mache ich gerne.“ Seine Freundin Stefanie ist Probemelkerin beim LKV, der Milchleistungsprüfung, und hilft zeitweise mit.

Traumberuf Landwirt

Philipp wollte schon als Kind Landwirt werden. Natürlich gibt es Herausforderungen für die Zukunft. „Grundsätzlich soll der Hof in seiner Struktur so bleiben. Das Auszugshaus möchten wir gerne etwas ausbauen, die Gebäude in Schuss halten. Durch den generellen Wandel der Landwirtschaft muss man am Drücker bleiben“, meint er. „Wichtig ist uns die Produktion guter Lebensmittel und, dass es den Tieren gut geht. Man muss mit Umwelt und Ressourcen sehr sorgsam umgehen.“ Im vergangenen Winter war er in Lembach im Winterdienst unterwegs. Das bringt guten Zuverdienst in der kalten Jahreszeit. Philipp ist aber auch gerne unter Leuten, bei der Landjugend und der Freiwilligen Feuerwehr. Nach getaner Arbeit freut er sich auf einen gemütlichen Abend mit Freundin Stefanie in der schön adaptierten Wohnung auf dem Hof, der bald seiner sein wird.

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