Milchbauer geht mit Schafzucht neue Wege
Schon immer forderte die Land- und Forstwirtschaft Flexibilität. Im Falle von Josef Scheuringer aus St. Roman liegt die Herausforderung in der Vereinbarkeit seiner Landwirtschaft mit seinem Beruf. Ein Bericht einer gelungenen Neuorientierung als Schafzüchter.
Josef Scheuringer sattelt um
Josef Scheuringer aus dem oberösterreichischen Bezirk Schärding bewirtschaftet den elterlichen Hof mit Milchviehhaltung im Nebenerwerb. Während seiner Ausbildung zum Landwirtschaftlichen Facharbeiter kommt Josef mit Schafhaltungsbetrieben in Kontakt und sieht eine spannende Perspektive. Als sich dann die hohe Arbeitsbelastung eines Milchviehbetriebs immer schwerer mit seinem Hauptberuf als Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger vereinbaren lässt und 24-Stunden-Dienste im Krankenhaus dazukommen, entwickelt sich das anfängliche Interesse zu einer konkreten Option. Josef sucht das Gespräch mit der Landwirtschaftskammer und dem Oberösterreichischen Schafzuchtverband, überlegt und rechnet viel. Schließlich steht der Entschluss fest: Er wird seinen Betrieb auf Schafzucht umstellen!
Die ersten Schritte in der Schafzucht
Josef entscheidet sich für das Merinolandschaf und baut einen Zuchtbetrieb auf. Gleich zu Beginn sorgt er für ideale Ausgangsvoraussetzungen und errichtet einen modernen Offenfrontstall. Der reine Holzbau wird quergelüftet und zeichnet sich durch Energiesparsamkeit aus. Der Stall ist eigens an die Bedürfnisse in der Schafzucht ausgerichtet: Ablammbuchten erlauben Muttertieren und Lämmern in Ruhe eine Bindung einzugehen, verstellbare Gatter machen eine flexible Herdeneinteilung möglich. Parallel ist Josef Scheuringer ein durchdachtes Handling wichtig: Der Stall muss z.B. leicht zu reinigen sein. Sämtliche Steuerungen wie Tränke, Beleuchtung und Futterband werden über Touchsceen bedient, dank mobiler Handy-App kann der Schäfer sogar übers Internet in die Steuerung eingreifen. 2014 wird der Landwirt für die modernen Schafstall mit dem Förderpreis des Landes Oberösterreich ausgezeichnet. Doch so schön der prämierte Stall auch ist: Im Sommer dürfen Josefs Schafe auf die Weide.
Erfolgreiche Umstellung
Heute hält der 43jährige Jungschäfer rund 120 Mutterschafe. Die Landwirtschaft lässt sich gut mit seiner Arbeit vereinbaren. Auch wirtschaftlich ist Josef Scheuringer zufrieden: „Die Absatzmöglichkeiten derzeit sind sehr günstig“. Über den Zuchtverband werden die Tiere international verkauft: So schätzen z.B. viele Kunden aus Russland oder England die Qualität aus Oberösterreichs Landwirtschaft.
Modernes Betriebsmanagement setzt auf die Kraft der Gemeinschaft
Dass Josef Scheuringer trotz Schafzucht mit 120 Tieren, sechs Hektar Ackerfläche, neun Hektar Wiesenfläche, 3,5 Hektar Wald und einem Job als Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger noch Zeit für Freunde und Ausfahrten mit seiner Suzuki Intruder bleibt, wäre ohne hervorragendem Betriebsmanagement nicht möglich. Bei der Hofführung setzt Josef auf geringstmögliche Eigenmechanisierung und Maschinengemeinschaften: Getreideanbau und Rundballenpressen werden überbetrieblich über den Maschinenring erledigt. Seit Jahrzehnten besteht eine Silierkette mit vier Betrieben – die Abrechnung erfolgt über den Maschinenring Schärding. „Maschinengemeinschaften als Alternative zur teuren Eigenmechanisierung sind zeitgemäßer denn je.“, so Thomas Pirner, Geschäftsführer vom Maschinenring Schärding. Neben Arbeitszeitersparnis liegt der Nutzen in einer niedrigeren Fixkostenbelastung für den einzelnen Betrieb. Auch für Josef ist klar: „Die Maschine muss für mich arbeiten – nicht ich für die Maschine.“