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Direktvermarktung mit Herz & Verstand – Bäuerinnen-Gemeinschaftsprojekt Spitaler Dorfladen boomt

Reger Andrang beim Dorfladen in Spital an Pyhrn.

Direktvermarktung mit Herz & Verstand – Bäuerinnen-Gemeinschaftsprojekt Spitaler Dorfladen boomt

Direktvermarktung mit Herz & Verstand – Bäuerinnen-Gemeinschaftsprojekt Spitaler Dorfladen boomt 940 788 Maschinenring Blog Oberösterreich

Große Ideen entstehen oft am Küchentisch. Als der örtliche Direktvermarkter in Spital am Pyhrn zusperrt und kein Nachfolger aufzutreiben ist, entschließen sich örtliche Landwirtinnen kurzerhand den Dorfladen selbst zu führen. Ohne Erfahrung in Handel und Direktvermarktung packen die Spitaler Bäuerinnen das Projekt mit Herz, Bauchgefühl und Hausverstand an. Das Resultat ist ein Gemeinschaftsprojekt, das seinesgleichen sucht.

Spital am Pyhrn. Der Dorfladen ist im Zentrum der kleinen Gemeinde, zwischen Stiftskirche und Gemeindeamt gelegen. Als der Betreiber zusperrt findet sich kein Nachfolger. Dies wollen die Landwirtinnen Regina Reiter und Barbara Rebhandl nicht hinnehmen: „Das war mitten in der Milchkrise im Mai 2016. Es war schwer, die eigenen Produkte an den Mann zu bringen – und da sperren wir den Dorfladen, das einzige regionale Geschäft in Spital am Pyhrn, zu?“ Die beiden Frauen fassen den Entschluss, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.

Spitaler Dorfladen – eine Idee nimmt Gestalt an

Die Idee liegt nun am Tisch: ein kleiner, feiner Laden mit Produkten, die man selbst auch haben möchte, und einem Vermarktungskonzept, das sich für die Bauern lohnt. Regina und Barbara haben keine Erfahrung mit Unternehmensgründungen, schon gar nicht mit den komplizierten Regeln im Lebensmittelhandel. Also machen sie sich an die Arbeit.

Die Frauen googeln, arbeiten Nächte durch, eignen sich innerhalb kürzester Zeit immenses Wissen an. Dabei nutzen sie die Ressourcen von bestehenden Institutionen wie der Landwirtschaftskammer und dem Maschinenring. Eines der ersten Gespräche führten die Jungunternehmerinnen mit Markus Lindinger, Bereichsleitung Personal im Maschinenring Pyhrn-Eisenwurzen. „Wir sind viele Stunden bei ihm im Maschinenring-Büro gesessen. Markus hat uns immer Mut gemacht und stand mit Rat und Tat zu Seite“, erinnert sich Regina. Markus Lindinger, selbst von der Idee begeistert, unterstützt und begleitet die Bäuerinnen und „schaukelt“ viel im Hintergrund. Ein Verein wird gegründet, das Gewerbe angemeldet. Die Angestellten des alten Dorfladens werden übernommen und für den Übergang über die Maschinenring Personalleasing angestellt. So können die Jungunternehmerinnen Personalverantwortung, Versicherung und Steuern vorerst hintenanstellen und sich auf andere Dinge konzentrieren.

Individuelle Personallösungen vom Maschinenring bieten Unternehmenseinsteigern und Kleinunternehmen eine voll kalkulierbare Übersicht der Personalkosten.“

Markus Lindinger, Bereichsleitung Personal Maschinenring Pyhrn-Eisenwurzen

Der Dorfladen nimmt Gestalt an, doch noch gibt es keine Produkte. „Wir hatten in Spital am Pyhrn eigentlich nur wenige Betriebe, die professionelle Direktvermarktung betrieben haben“, erinnert sich Barbara. Doch die Idee des gemeinsam betriebenen Dorfladen wächst. Schnell finden sich landwirtschaftliche Betriebe, die ihre Hofprodukte anbieten möchten. An nicht wenigen Bauernhöfen wird Direktvermarktung erst durch den Dorfladen ausprobiert.

Es tut sich was in der kleinen Gemeinde. Der Vermieter des Dorfladens, das Familienunternehmen MARK Metalltechnik, leistet mit zwei Jahren Mietfreiheit eine wesentliche Starthilfe. Bei der Renovierung helfen Familie und Freunde zusammen. Als der Dorfladen in einer Rekordzeit von nur vier Wochen wiedereröffnet, ist der Grundgedanke der Gemeinschaft in jeder Ecke spürbar.

Die Vielfalt bäuerlicher Produkte – frisch, regional und in erstklassiger Qualität

Beim Betreten des Dorfladens begrüßt der herrliche Duft von frisch gebackenem Bauernbrot. An Körben mit saisonalem Bio-Gemüse und selbst gemachten Marmeladen, Honig und Nudeln vorbei gelangt man zur Kühltheke mit Milch und Milchprodukten wie Butter, Topfen, Sauerrahm und Joghurt. In der Vitrine lassen einem Käse, Wurst, Speck und gekochte Speisen wie Fleischlaiberl, Frittaten, Strudel und Knödel das Wasser im Mund zusammenlaufen und mit köstlichen Säften, Most und Schnaps werden Genießer bestens versorgt. Neben den Lebensmittelprodukten finden auch zum Teil selbst gefertigte Handelsprodukte wie Wolle, Dekor und Geschenke Platz.

Großer Beliebtheit erfreuen sich auch die Geschenkkörbe wie das „Spitaler Kistl“, das auch der Tourismusverband Pyhrn-Eisenwurzen gerne bezieht. Durch alle Produkte zieht sich zwei Kriterien wie ein roter Faden: die Qualität und die Regionalität. „Wir wissen genau, wo die Produkte herkommen. Wir wissen genau, wo die Betriebe sind und dass sie gut sind“, betont Barbara Rebhandl. Die Ware müsse so qualitativ sein, dass auch die eigenen Leute gerne zum Einkaufen kommen. Verpackt sind die Erzeugnisse vorwiegend in Gläsern und Papier, im Spitaler Dorfladen findet man nur Plastik, wenn es unbedingt nötig ist.

„Ich dachte nie, dass ich mich so mit Direktvermarktung identifizieren kann. Der Dorfladen ist irgendwie unser Baby.“

Barbara Rebhandl, Geschäftsführerin Spitaler Dorfladen

WhatsApp-Gruppe als Warenwirtschaftssystem

„Wie verfolgen ein ganz anderes Konzept als herkömmliche Handelsbetriebe“, erklärt Regina Reiter, die wie Barbara Rebhandl alle Geschäftsführertätigkeiten im Ehrenamt durchführt: „Der Dorfladen ist nicht klassisch eigentümergeführt. Er gehört dem Verein. An Gewinnmaximierung sind wir nicht interessiert. Das Ziel ist das Miteinander“. Und es funktioniert.

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Andrea Reitmüller und Maria Stockreiter – die „Engeln“ des Spitaler Dorfladen.

Der Spitaler Dorfladen schreibt trotz einer sehr niedrigen Handelsspanne, die mehr als branchenunüblich ist, seit fünf Jahren stabile Zahlen. Lieferverträge und Abnahmevereinbarungen gibt es im Spitaler Dorfladen nicht, die Zusammenarbeit basiert auf Freiwilligkeit und Vertrauen. Wenn das Brot aus ist oder eine Köchin ausfällt, informieren die Verkäuferinnen die Vereinsmitglieder via WhatsApp. Meistens wird der Engpass schnell gelöst und wenn nicht, geht die Welt nicht unter. „Wir müssen nicht immer alles lagernd haben und unsere Kunden verstehen das“, so Barbara Rebhandl.

„Größere Entscheidungen werden immer miteinander getroffen. Es ist wichtig, dass jeder die Möglichkeit hat, mitzuentscheiden. Es muss für jeden passen, jeder muss seine Aufgaben haben und Verantwortung tragen.“

Regina Reiter, Geschäftsführerin Spitaler Dorfladen

Die Spitaler lieben ihren Dorfladen

Andrea Reitmüller und Maria Stockreiter, die beiden Verkäuferinnen, werden gerne als „Engeln des Dorfladens“ bezeichnet. Sie leben die Philosophie des Spitaler Dorfladens mit Freude und Hingabe. Mit der Zeit haben die beiden ein besonderes Gespür für das Sortiment entwickelt und regen Anpassungen und neue Ideen an. Andrea Reitmüller arbeitet seit drei Jahre im Dorfladen und weiß, dass die Kunden den Charme des kleinen Dorfladens mit seiner Individualität schätzen. „Wir haben viele Stammkunden, die jede Woche kommen.“ Ein besonderer Besuch kommt z.B. immer freitags inklusive Leiterwagen: Die Kinder des Gemeindekindergartens kaufen für die gesunde Jause ein.

„Es ist immer schön mitzuerleben, wie gern die Kunden zu uns einkaufen kommen. Sie schätzen die Regionalität und Qualität sehr. Außerdem ist unser Sortiment bei jedem Besuch ein bisschen anders.“

Maria Stockreiter, Verkäuferin Spitaler Dorfladen

Die Zukunft des Spitaler Dorfladens

Der Dorfladen steht auf festen Beinen und der Maschinenring als „Gründungspartner“ ist noch immer dabei – der Gemeinschaftsgedanke verbindet eben. „Die Unterstützung von landwirtschaftlichen Betrieben ist eine der Kernaufgaben des Maschinenring, wir helfen zusammen“, so Markus Lindinger vom Maschinenring Pyhrn-Eisenwurzen. Der Maschinenring agiert als unterstützendes Vereinsmitglied und vermittelte das nötige Know-how für Buchhaltung und Lohnverrechnung. Markus Lindinger vom Maschinenring Pyhrn-Eisenwurzen ist sich sicher: „Es ist etwas Besonderes, das hier entstanden ist. Die Produkte sind wirklich erstklassig, wir verschenken diese selber auch gerne an unsere Leasing-Kunden. Wir wünschen dem Spitaler Dorfladen weiterhin nur das Beste und gratulieren zum fünfjährigen Jubiläum.“

Der Erfolg des Spitaler Dorfladens bleibt nicht unbemerkt. Angebote, eine zweite Filiale zu öffnen oder die Öffnungszeiten auszuweiten, lehnt die Gemeinschaft dankend ab. „Das Konzept unseres Dorfladens wäre sicherlich erweiterbar und hätte Potenzial, aber dann wäre er anders“, so Regina Reiter, „Die Herausforderung ist, den Grundgedanken in seiner Form zu erhalten und lebendig zu halten. Es geht nur miteinander.“

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Öffnungszeiten & Adresse Spitaler Dorfladen

Freitag 8.30 bis 12.30 Uhr und 14.30 bis 18.30 Uhr
Samstag: 8.30 bis 12.30 Uhr

Stiftsplatz 4, 4582 Spital am Pyhrn
Telefon: 0664 3702444
E-Mail: spitaler.dorfladen@gmx.at

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